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Kirchweih - Kärwa

Die alljährlich zu Pfingsten in Mögeldorf, Zerzabelshof und Laufamholz stattfindenden Kirchweihen veranlassten uns näher nachzudenken, warum diese im Osten von Nürnberg zum gleichen Zeitpunkt erfolgen. Wir stießen dabei auf die Weihe der Urpfarrei von Mögeldorf.

Diese ist nicht etwa eine der bekannten Nürnberger Kirchen, sondern die kleine Kirche in Rasch bei Nürnberg. Wir haben dies bereits in einem detaillierten Bericht über diese Kirche im Laufamholzer Mitteilungsblatt veröffentlicht.

Heute soll uns die grammatikalische Schreib- und auch Sprechweise wie z.B. Kärwa, Kerwa, Kirmes näher beschäftigen.

Diese werden nicht nur als Dialekte so gesprochen, sondern auch oft so geschrieben, wie wir, z.B. auf den amtlichen Verkehrsschildern in Laufamholz in der Moritzbergstrasse an Pfingsten ersehen können.

Mittelhochdeutsch gibt es die "Kirchwihe" (=Kirchweihung). Hieraus entwickeln sich diverse mundartliche Formen, z.B. alemannisch "chilbi", "chilwi", hessisch "kerbe" usw. Diese alemannischen und hessischen Formen zeigen die häufig zu beobachtende Lautverschiebung von "w" zu "b". Ostfränkisch/Nürnbergerisch ergibt sich aus unseren Dialekten "Kerwa" oder "Kärwa".

Das hängt damit zusammen, dass gerne Konsonantenhäufungen zusammengezogen und Endungen abgeschliffen werden.

Das ostfränkische Sprachgebiet erstreckte sich östlich von Nürnberg von Passau bis nach Hof. Der Nürnberger Dialekt ist dabei insbesondere auch durch Zuwanderung aus diesem Gebiet stärker beeinflusst worden als die übrigen Gebiete Frankens. Es wird sogar behauptet, dass die Nürnberger kein reines fränkisch sprechen und sich ihr Dialekt bereits von den Fürthern und Erlangern unterscheidet.

Aus dieser Vermischung des ostfränkischen Dialekts mit den fränkischen Dialekten dürften auch die Begriffe "Kärwa" und "Kerwa" zu erklären sein.

Eine weitere Erklärung ist ebenso berechtigt. Anläßlich einer Kircheeihe wurde jeweils eine "kirchmesse" (Gottesdienst zur Kirchweihe) gelesen, was wohl richtig auf "Kirchwihmesse" zurückzuführen ist. Solche Wörter mit Drittkonsonanten werden in der Bevölkerung oft vereinfacht, indem sie zusammengezogen werden, also aus "kirchwihmesse" entstehen "Kirchmesse", "kirmes", was eher westfälisch/rheinl. ist und unseren fränkischen Dialekten dann folgend eben "Kerwa" und "Kärwa".

VNL Arbeitskreis für Kultur und Geschichte

Nürnberg Laufamholz